Der Aufenthalt am Krakatau im August 2019 war insofern spannend, dass sich der Vulkan seit meinem letzten Besuch im Jahr 2017 total verändert hat. Seit dem Kollaps der Flanke mit nachfolgendem Tsunami am 22.12.2018 ist die Höhe von 330 auf 110 Meter geschrumpft. Statt dem Krater am Gipfel des Berges besteht seither ein Kratersee auf Meereshöhe, aus dem gelegentlich phreatische / phreatomagmatische Eruptionen hervorschießen. Leider gab es während der 2 Tage, an denen wir vor Ort waren, keine Eruption. Interessant dabei war, dass der Kratersee etwas über dem Meeresspiegel liegt, so dass anzunehmen ist, dass er durch heiße Quellen gespeist wird. Rund um den Vulkan tritt braunes, eisenhaltiges Wasser aus und bildet einen deutlichen Kontrast zum türkisfarbenen Meerwasser.
Der gesamte Vulkan hat sich komplett verändert, statt Lavabrocken besteht der verbliebene Berg nun aus Ascheflächen mit Erosionsrinnen, die offensichtlich in der Regenzeit nach Dezember 2018 entstanden sind. Vereinzelt liegen Lavabomben von faustgroßen Stücken bis hin zu annähernd Kühlschrankgröße sowohl auf dem Kraterrand oben, als auch auf der flachen Sandbank zwischen Meer und Kratersee. Man kann sich also vorstellen, dass die Eruptionen aus dem See nicht wirklich harmlos sind.
Wir landeten erst an einer Stelle, die dem Krater abgewand war und stiegen zum Kraterrand auf. Dort hatten wir einen schönen Überblick über den See und das verbliebene Vulkangebäude. Mit meiner Drohne flog ich dann über den See, um weitere Details auszumachen. Weiterhin stieg ich über dem See mehrere 100m auf, um mir einen Gesamtüberblick von oben zu verschaffen. Interessant an dieser Stelle war, dass im See schwarzes Lavamaterial über den Seespiegel herausragte. Dies ließ uns spekulieren, ob es im See wohl bald einen neuen Kegel, den Cucu Krakatau (Enkel des Krakatau) geben würde.
Wir hatten weiterhin die Möglichkeit, am flachen Teil des Anak Krakatau zu landen, um uns die Sandbank zwischen Meer und See anzuschauen. Dort ging ich mit der Vulkanologin Anke R. Temperatur und pH-Wert des Kratersees zu messen. Anke maß mit dem elektronischen Thermometer am Rand eine Temperatur von ca. 62°C, wobei die geschätzte Temperatur in der Mitte des Sees wohl eher um die 80°C beträgt und an einigen Stellen auch kochendes Wasser zu sehen war. Zeitgleich hielt ich einen pH-Streifen in den See, der uns einen sehr hohen Säuregehalt von ca. pH 0,5 aufzeigte.
Die Vegetation auf dem Vulkan war komplett verschwunden, nur an einer Ecke hatten sich einige Baumstümpfe der völligen Zerstörung widersetzt und standen wie mahnende Finger in der Asche. Auf Sertung wuchsen auf den vom Tsunami überspülten Flächen wieder die ersten Palmen und Ranken am Boden. Auf Panjang und Rakata waren deutliche Spuren des Tsunamis vom 22.12.2018 zu sehen. Auf Panjang waren alle Bäume oben am Gipfel komplett kahl, was wohl nicht durch den Tsunami verursacht wurde, sondern nach neuesten wissenschaftlichen Vermutungen durch einen pyroklastischen Surge, der beim Kollaps der Flanke in Richtung der Insel schoss und dort die Vegetation versengte.
Bei einem weiteren Bootsausflug zur Insel Rakata konnte man gut die ehemaligen Magma-Intrusionskanäle (Dykes) sehen. Diese entstanden vor dem großen Ausbruch im Jahr 1883 und wurden durch diesen freigelegt. Hier konnten wir sogar Obsidiane finden. Auch konnte man an einigen Stellen Reste des Ur-Krakatau sehen, die aus einer dicken Basaltschicht bestanden und erkennen ließen, dass jener Ur-Krakatau einen anderen Lavatyp und ein völlig anderes Ausbruchsverhalten gehabt haben muss als heute.
Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, was wir dort noch an Veränderungen zu sehen bekommen in den nächsten Monaten / Jahren.
Im Übrigen brach der Vulkan 2 Tage nach unserem Besuch phreatisch aus…
2 Comments
Dankeschön für die fantastischen Fotos und den Bericht
Tolle illustrative Fotos ! Vielen Dank für das Teilen.